Entsprechend eurer Kritiken habe ich mich hier im ersten Teil darauf konzentriert die handelnden Charaktere in den Vordergrund zu bringen und gleichzeitig die Situation etwas klarer darzustellen. Grundsätzlich halte ich mich an den alten Plot, füge aber ein paar Details hinzu um ein etwas besseres Bild der Situation zu erschaffen.
Ansonsten habe ich dieses mal die Vergangenheitsform gewählt, was hoffentlich für einen schöneren Lesefluss sorgt.
Ach ja, und Kommata. Ich hoffe ich hab sie alle richtig erwischt, die kleinen Mistkerle.
Dieses spezielle Stück, ist von ca. 350 Worten auf über 800 angewachsen. Ich werde zwar nicht alle Stücke derart strecken, aber alles in allem, wird das Ganze wohl deutlich länger werden, als zuvor.
MfG und so.
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Schlachtschiff Jupiter, Jupiter Klasse
Die Kammern des Administrationsrates
17. Juli, 312. Jahr der Isolation
Der Mahlstrom aus Meinungen, Stimmungen und Emotionen verblasste mehr und mehr, als sich der erste Administrator Miles O´Shannan aus der Konstruktwelt zurückzog. Wie ein Kaleidoskop blieb das Nachbild der Formen und Farben bei ihm. Es lockte ihn sich sinken zu lassen, um im Strom der Daten verloren zu gehen. Verglichen damit, schien ihm die Realität trist und grau. Aber die Pflichten, die ihm sein Dienst auferlegte, forderten seine ganze Aufmerksamkeit. Und so schüttelte er den Verlust ab.
Sein Blick festigte sich und er wurde der anderen Personen gewahr, die sich mit ihm in der Kammer des Administrationsrates befanden.
Unmittelbar neben ihm hatte Subadministratorin Keitel ihren schlaksigen Körper tief in die Couch geschmiegt. Ihre weit geöffneten Augen, auf Reize reagierend, die nur sie selbst wahrnahm, sprangen im Raum umher. In der Hand hielt sie einen Schwenker und nippte hin und wieder abwesend an der bernsteinfarbenen Flüssigkeit.
O´Shannans dünne, kratzige Stimme schreckte die Subadiministratoren auf: »Etwas Schreckliches geschieht« Die unnötige Bemerkung diente in erster Linie dazu, die Anderen zu ärgern. Sie alle folgten den Newsfeeds und den Videostreams mit denen die sozialen Netzwerke überflutet wurden. Sie alle wussten bescheid.
Keitel schien sich schneller auf die Realität zurückzubesinnen als alle anderen Administratoren, O´Shannan eingeschlossen. »Die Menschen haben Angst. Manche befürchten schon eine neue Inkursion.«
»Unsinn!« O´Shannan wischte ärgerlich mit der Hand durch die Luft: »Die Inkursion ist dreihundert Jahre her. Dreihundert Jahre, in denen wir isoliert sind. Was bringt die Leute nur auf solche Ideen?«
Subadiministrator Sandoval trieb noch immer halb in der Konstruktwelt, sein glasiger Blick schien weit entfernte Ereignisse zu betrachten. Er sprach bedächtig, wägte jedes Wort sorgfältig ab, bevor er es aussprach. »Wir wissen bisher nicht einmal, ob es sich überhaupt um einen Angriff handelt. Wir müssen abwarten und beobachten.«
»Die Menschen verlangen Maßnahmen. Eine unmittelbare Intervention!« Oft sprachen Xiao Xi und N´Kebe gemeinsam. Mal sprachen dasselbe zur gleichen Zeit, mal beendete der Eine den Satz, den der Andere begann. In der Konstruktwelt derart miteinander verworren, dass es oft schien, als teilten sie sich in einziges Bewusstsein, waren sie sich auch in der Realität sehr nahe. Fast immer berührten sie einander.
»Nein, Sandoval hat recht. Wir wissen zu wenig, um gleich mit Gewalt zu reagieren.« Keitels Einwurf brachte ihr einen hasserfüllten Blick von N´Kebe ein, während Xiao Xi seinen Kopf an die Brust des anderen Mannes schmiegte.
Unbeeindruckt fuhr sie fort: »Bisher wissen wir nur, dass zwei Objekte unbekannter Herkunft in das System eingedrungen sind.« Auf ihren verborgenen Befehl hin entstand in der Mitte des Raumes ein Abbild des Sonnensystems. »Beide Objekte verzögern unter Einsatz konventioneller Fusionstriebwerke und die Strahlungsmenge, die sie abgeben, lässt auf eine Bremsphase von mehr als hundert Jahren schließen.«
O´Shannan fuhr sich durch das lockige Haar: »Warum haben wir sie dann nicht früher entdeckt?« Sein Blick fiel auf Sandoval.
»Beteigeuze.« Der älteste der Administratoren war nun vollkommen wach, hatte sich auf die vorderste Kante des Sofas gesetzt und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Knien ab. »Zum einen waren fast alle unsere Teleskope auf die Beteigeuze gerichtet, um die Supernova und den anschließenden Kollaps zu beobachten.« Er erweiterte das Diagramm des Sonnensystems um eine transparente, blaue Masse, die sich wabernd auf das System zu bewegte. »Zum anderen scheinen sich die Schiffe hinter der Strahlungsfront versteckt zu haben.«
»Das lässt auf einen Angriff schließen, weshalb sollten sie ihren Anflug sonst verbergen?« Xiao Xi sprach, den Kopf noch immer an N´Kebes Brust, während dieser Keitel gehässig angrinste.
O´Shannan richtete sich in seinem Sitzplatz auf und bedachte jeden Anwesenden mit einem langen Blick: »Ob es sich um einen Angriff handelt, werden wir erst später sagen können.« Zuletzt wannte er sich an Keitel: »Was ist das Ziel der Objekte? Haben wir Schiffe, die in der Lage sind sie abzufangen?«
Ihr Blick wurde glasig, als sie wieder in die Konstruktwelt abdriftete. Ihre Augen sprangen umher, den Daten folgend, die vor ihrem inneren Auge angezeigt wurden. »Wenn die Fremden keine weiteren Kurskorrekturen vornehmen, werden sie direkt über Habitat 12 zum Stehen kommen. Die Kreuzer Hermes und Poseidon, sowie ihre Begleitschiffe, haben bereits einen Abfangkurs gesetzt. Die Poseidon wird in 36 Stunden einen Vorbeiflug mit hoher relativer Geschwindigkeit vornehmen, die Hermes und die Korvetten Habicht und Geier werden in 52 Stunden vor Ort sein.«
»52 Stunden?« Der Schrecken stand Sandovall ins Gesicht geschrieben. »Es leben 6 Millionen Menschen auf Habitat 12!« Wenn es sich wirklich um einen Angriff handelte, wäre die Station verloren, lange bevor Hilfe eintreffen würde.
O´Shannan dachte offensichtlich in denselben Bahnen. »Haben wir wirklich keine Einheit, die rechtzeitig eintreffen kann?«
Für einen Moment antwortete niemand.
Sandovall starrte unbehaglich ins Nichts, Xiao Xi hatte wieder den Kopf an N´Kebes Brust gelegt und weinte leise. Nur Keitel driftete wieder in die Konstruktwelt ab. »Möglicherweise.«, sie machte eine Pause, während ihre Augen suchend umhersprangen, »Wir haben vielleicht ein Schiff in der Nähe. Wir wissen nur nicht, wo genau es ist.«
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