Oh, das ist ein toller Thread (wieso seh ich die Unterkategorie erst jetzt?).
Na, dann schau ich mal, was ich ohne Kaffee hinbringe. Warnung vor Schwafel

Ich find die Fragen toll, sie unterteilen das ganze auch. Waren auch für mich ein Augenöffner, da ich mal wieder richtig in meiner Welt abgesoffen war.
1. Was ist zuerst da? Die Welt, die Charaktere oder die Geschichte?
Seltsamerweise waren mir meine Pferde zu langweilig, da hab ich ihnen Hörner gegeben. Das war so der erste Schritt gen eigene Welt, vorher war ich eher eine Unterkategorie von Urban.
2. Womit beginnst du die Welterschaffung, bzw. wie verläuft deine "Schöpfungsgeschichte"?
Wenn ich Bio Fantasy mache so fange ich an einem Punkt der Welt an und arbeite mich weiter. Ich Fülle die Landschaft mit den Wesen, so, dass diese in die Welt passen. Nischen nutzen nennt es sich. Für die Welt selber nutze ich Bildvorlagen, die ich erweitere. Eines meiner Lieblingstricks ist das vergrössern/verkleinern verschiedener Elemente. Meist weiss ich bis dann auch schon, wie ich die Haupt-rasse/Hauptspielort brauche, um für den Plot zu passen. Dann geht es darum, die Figuren in die Landschaft zu bauen und Kleinanpassungen vorzunehmen. Oft kommt es vor, dass es sich dann gegenseitig ergänzt und ändert. Ich treffe im vorhinein den Entscheid, was ich alles ändere. Bei Therdeban fiel meine Wahl auf alles, was dann zB Brot backen schon mal schwerer macht. Hierbei sei bemerkt, dass ich mit Bio Fantasy arbeite, dh, ich kann nicht immer auf Magie zurückgreifen. Mittlerweile muss ich strikt Tabellen und Listen über alles führen, weil ich die übersicht verlor. Meine Ordner laufen mit eigenen Skizzen und Fotos über. Ich schlepp alles an, das mich entfernt an Therdeban erinnert, angefangen von Holz zu Esswaren zu Musikfetzen. Da ich nebenbei Freelance artist bin, zeichne, male und modeliere ich meine Wesen und Szenen. Teils X male. Bis hin auf die Knochen und Muskeln. Das ergänzt sich sehr gut, kann aber auch ein Fluch sein für das Hirn.
Mein Verlobter: Schatz, was ist das?
Ich: sieht aus wie XY aus Therdeban.
Mein Verlobter: Fall mir nicht in den Rhein, wenn du wieder da runterkraxelst. Was machst du mit dem grossen Stein da?
Ich: mitnehmen! <3
3. Was sind deiner Meinung nach die gröbsten Fehler die man machen kann?
- der gröbste: Vor den eigenen Grenzen halt machen. Sich nicht wagen, vergessen, kill your darlings zu betreiben
-Sich in einer Kultur zu sehr verankern
- „einseitig bauen“, „schön bauen“,
- Völker gezwungen anders machen und zB ein Wüstenvolk machen wollen und dabei in Klischees enden. Kurz, aufgezwungene Variation liest sich schrecklich.
Ich sag gerne, wer richtig Welten baut hat zwar Spass, aber es steckt harte Arbeit dahinter, man spielt ja schliesslich mehr als „nur“ Gott. Weltenbauer misst sich in meiner Meinung in Jahren, nicht in Grössen oder Originalitäten. Wie lange baut man daran, wie viel Kritik hat sie schon standgehalten, wie viele Spielflächen geboten.
4. Welchen Tipp würdest du jemandem geben, der sich zum ersten Mal an eine Weltenschaffung macht?
Immer mit der Frage:
Was wäre wenn?
arbeiten.
Regeln für die Welt erst setzen. Ist sie magisch, ist sie an XY angelehnt, etc.
Nicht wahllos alles neue nehmen, sondern auch wegwerfen. Im Schnitt bleiben von den Erstlingsideen 5%.
Viel Bildmaterial sammeln, Breit nach Bildmaterial suchen für Landschaften und Tiere und Figuren. Notizbuch mitnehmen, Fotos machen wenn’s inspiriert. Sich bewusst machen, wenn man sich müde fühlt, wenn man von X losem Gerümpel passend zur Welt umgeben ist und einfach die Übersicht verliert, dann ist man auf dem richtigen Weg.
Kleine Seitennotiz: Ich hab zwar Vogelansichten von meiner Welt gemalt, aber sowas wie eine Landkarte noch nie wirklich. In meiner Meinung ist sowas auch overrated.
5. Was ist das wichtigste bei einer eigenen Welt? Welche Dinge musst du als "Gott" auf jeden Fall wissen und was ist nicht so wichtig?
Sie braucht Reifezeit. Wie ein guter Wein. Dann kommt der Punkt, wo man merkt, dass sie in sich stimmig ist. Meist hat man dann vorher schon kopfschüttelnd vieles rausgeschmissen.
Lieber erst „Klein“ bleiben, in der Welt, in der Architektur aber auch in eingeplanten Plotlines. Grosse, Epische Schlacht will überlegt sein. Es braucht was, ehe die Völker aufeinander losgehen.
6. Wie kommst du auf die Ideen für die neue Welt?
Ich sammle in der Natur und Alltag. Ich verschiebe aber auch Existentes und schlage vieles nach, höre mich in andere Kulturen rein. Gehe vor Ort, wenn ich kann. Ich koche auch Gerichte nach

Ich skizziere viele Sachen X mal. Wenn ich so was, sorry, langweiliges wie einen Drachen habe, schaue ich, wie ich ihn sonst noch abändern kann. Manchmal hol ich mir auch Ton, modelliere und verschiebe dann. Einige Sachen leite ich auch von Symboliken ab, was sollen die Wesen ausdrücken. Dabei schaue ich nach, was Gesten, Zeichen oder Attribute sind, die ich einbauen kann.
7. Was ist für dich einfacher: Eine eigene Welt zu erschaffen, oder einfach über "die wirkliche Welt" zu recherchieren?
Ich bin mittlerweile geübt, dass ich in kurzer Zeit eine Welt in den Groben Zügen aus dem Ärmel werfen kann. Das kommt aber nur davon, weil ich Recherchen bereits habe und vor allem das wichtigste, all diese „was wäre wenn“ Spiele so viele Male durchgeführt habe.
8. Lohnt es sich? Wenn die Welt am Ende fertig ist und die Geschichte geschrieben: Lohnt es sich dass du dir die Arbeit gemacht hast?
Ja. Ich empfinde es als das wertvollste am ganzen Fantasy Genre. Ein guter Weltenbau schreibt sich ganz anders und liest sich ganz anders. Es gibt auch nichts, was mich mehr ärgert, als schlecht geschriebene Welten, wo man merkt, das der Autor nur die Story vor Augen hatte. Das Haus kann noch so schön sein, wenn es auf sandigem Boden steht... dann
9. Wie lange brauchst du um eine komplette Welt zu erschaffen?
Die komplette Welt ist nie fertig. Sie ist nur dann ansatzweise fertig, wenn das Buch fertig ist. Weil, nur wenn man schreibt merkt man, ob sie schon ansatzweise komplett war.
10. Würdest du auch die Welt eines anderen benutzen, wenn er sie dir anbietet? Würdest du die Welt aus einer berühmten Geschichte verwenden (z.B. Herr der Ringe, Harry Potter, Fluch der Karibik, Der goldene Kompass ...), wenn du dürftest?
Ahh! Welches Kind will nicht nach Hogwarts? Aber da habt ihr die Antwort: gehen, besuchen, mal drin leben, OHJA!
Drüber schreiben, nein.
Vielen Dank fürs Lesen. Wer wegen den Illus neugierig wurde, kann einfach PM schicken. Ist ein Schreib und kein Art Forum, deswegen habe ich keine gepostet.
lg
Aky