von anby77 » 25.03.2015, 20:48
Ohne Kontext kann man da schwer Input liefern. Aber der Zahlungsverkehr muss zum technischen und kulturellen Kontext der Aliens passen. Hochtechnologie ist mit auf dem Tausch von Nahrungsmitteln basierenden Zahlungsverkehr kaum vorstellbar.
Bei uns ist Geld schon längst etwas recht abstraktes geworden. Scheine und Münzen haben keinen wirklichen intrinsischen Wert mehr, sie sind Verstofflichungen einer abstrakten Recheneinheit, die genauso gut ohne stoffliche Grundlage bewegt werden kann - wie es z.B. bei Überweisungen, Lastschriften und den anderen Formen bargeldlosen Zahlens ständig passiert. Und im Prinzip sind auch Goldmünzen oder mit Gold gedeckte Banknoten abstrakte Recheneinheiten, die sich von heutigem nur dadurch unterscheiden, dass man nicht nur mit dem Währungsnominal sondern auch mit seinem Gegenwert in Gold rechnen kann; wodurch der Handel zwischen verschiedenen Währungsräumen erleichtert wurde.
Natürlich denkbar, dass Aliens ganz anders ticken und so etwas wie Handel bei ihnen gar nicht existiert. Eine analog zu einem Ameisenstaat funktionierende Schwarmintelligenz wird Ressourcen nicht anhand von Marktstrukturen verteilen. Wenn eine Ameise Hunger hat, und nichts findet, sucht sie sich eine andere Ameise, die sie füttert und die gibt her, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Wenn die Aliens ähnlich gestrickt sind, wäre Geld für sie schlicht überflüssig und das Konzept quid pro quo zu tauschen könnte für sie völlig unverständlich sein.
Aber wenn sie persönlichen Besitz kennen und uns ansonsten technologisch ebenbürtig oder gar überlegen sind, fände ich es unglaubhaft, wenn ihr Geldweisen nach Mechanismen funktionieren würde, von denen wir schon vor Jahrhunderten begonnen haben, uns zu lösen. Tauschwirtschaft und Warengeld passen einfach nicht zu einer Hightechzivilisation. Anders sähe es aus, wenn die Aliens verglichen mit uns rückständig sind, und das Ziel weltraumhandelnder Menschen sind. Wenn die sagen wir auf dem Niveau der Bronzezeit sind, und die Menschen an den köstlichen Spacekartoffeln interessiert sind, die bei ihnen wachsen, müsste das ganze die Form eines Tauschhandels annehmen, denn mit Euros (oder wie auch immer die dann verwendete Währung heißen soll) könnten die Bronzezeitaliens ja nichts anfangen, man müsste ihnen etwas bieten, woran sie tatsächlich interessiert sind; das könnte z.B. das für die Bronzeherstellung benötigte Zinn sein. Der Tausch Zinn gegen Kartoffeln könnte natürlich über den Zwischenschritt eines bei den Bronzezeitaliens übliches generalisiertes Tauschmittels laufen; die Menschen könnten für ihr Zinn sagen wir mal Iruakschnecken bekommen und diese Iruakschnecken dann gegen Spacekartoffeln tauschen. Die Bronzezeitaliens können den umgekehrten Weg nicht gehen, also Spacekartoffeln gegen Euros tauschen um sich dann jemanden zu suchen, der ihnen für die Euros Zinn gibt, weil ihnen der Zugang zur Eurozone fehlt und sie keine Ansprechpartner haben, um nach Gütern zu suchen, die sie haben möchten.
Je größer der Dachschaden, desto schöner der Ausblick zum Himmel.
(Karlheinz Deschner)